8 Tipps um Ihre Teilzeitselbstständigkeit richtig aufzubauen!

Eine Selbstständigkeit in Teilzeit ist nicht einfach die kleine Schwester einer Vollzeitselbstständigkeit. In vielen Bereichen unterscheidet sich eine Teilzeitselbstständigkeit deutlich. Ich habe 8 wertvolle Tipps für Sie, damit Sie Ihre Teilzeitselbstständigkeit auch richtig aufbauen können:

 

1) Die Geschäftsidee muss sich für eine Existenzgründung in Teilzeit eignen

Es gibt Ideen, die einer schnellen Umsetzung bedürfen, weil sonst die Konkurrenz schneller ist als Sie und den Markt beherrscht. Als TeilzeitgründerIn sind Sie allerdings mit Ihrer Zeit begrenzt und können somit nicht schnell genug reagieren.

Oder vielleicht ist Ihre Geschäftsidee saisonabhängig? Sollte Ihre Tätigkeit saisonabhängig sein, so werden bestimmte Zeiten des Jahres sehr arbeitsintensiv sein, während es zu anderen Zeiten sehr ruhig ist. Wenn Sie nun allerdings auch noch andere regelmäßige Verpflichtungen, wie z.B. Studium oder Familie haben, dann sind diese unterschiedlichen Kapazitätsauslastungen fast nicht zu bewältigen.

Prüfen Sie daher Ihre Geschäftsidee kritisch, auch wenn Sie diese noch so toll finden. Denn Ihre Geschäftsidee muss auch zu Ihrem restlichen Leben passen.

Wie soll Ihre Geschäftsidee dann tatsächlich umgesetzt werden? Schaffen Sie es zu branchenüblichen Zeiten erreichbar zu sein? Finden Sie hier Lösungen, falls Sie Lücken in der Erreichbarkeit entdecken. Ich gebe Ihnen den Tipp: richten Sie es so ein, sich mindestens einen vollen Tag pro Woche für die Selbstständigkeit frei zu halten, nämlich dann, wenn Ihre KundInnen gut erreichbar sind und Sie mit Ihnen einfach in Kontakt treten können. Wenn Sie beispielsweise täglich den Vormittag für die Selbstständigkeit eingeplant haben, dann versuchen Sie trotzdem einmal unter der Woche bspw. Donnerstag ganztags dafür zu verwenden. Schließlich werden Ihre KundInnen vermutlich am (späten) Nachmittag besser erreichbar sein, als am Vormittag.

Auch hier gilt: Bleiben Sie realistisch. Überlegen Sie, was wirklich möglich ist, und reden Sie sich das Ergebnis nicht schön.

Tipp: Richten Sie es so ein, sich mindestens einen vollen Tag pro Woche für die Selbstständigkeit frei zu halten, nämlich dann, wenn Ihre KundInnen gut erreichbar sind und Sie mit Ihnen einfach in Kontakt treten können.

 

2) Planen Sie zirka die Hälfte der Arbeitszeit für Organisation ein

In der Selbstständigkeit passiert es schnell, dass Sie Arbeitszeiten unterschätzen und dann „ständig“ arbeiten, meist weit über die geplante Arbeitszeit hinausgehend. Das passiert auch in Vollzeitbeschäftigung, aber in Teilzeit kann dies noch größere Auswirkungen haben, schließlich fällt auch in Teilzeitzeitselbstständigkeit meist der gleiche Organisationsaufwand an, wie in Vollzeitselbstständigkeit.

Mein Tipp an Sie ist daher, dass Sie nur die Hälfte der Arbeitszeit für die tatsächliche Leistungserbringung ansetzen. Die andere Hälfte wird für die interne Organisation, Ihre Buchhaltung, KundInnenakquise usw. veranschlagt. Sollten Sie daher 20 Stunden pro Woche arbeiten wollen/können, dann sollten Sie nur 10 Stunden für die tatsächliche Leistungserbringung einplanen.

Tipp: Setzen Sie nur die Hälfte der Arbeitszeit für die tatsächliche Leistungserbringung an. Die andere Hälfte wird für die interne Organisation, Ihre Buchhaltung, KundInnenakquise etc. veranschlagt.

 

3) Auch in der Teilzeitselbstständigkeit benötigen Sie einen guten Plan

Immer wieder hinterfragen meine KundInnen die Sinnhaftigkeit eines Plans, bzw. genauer gesagt, eines Businessplans. Wenn sie dann bei Nachdruck doch einen Plan erstellen, sind sie darüber meist sehr froh und dankbar. Erst dann kommen sie nämlich meistens drauf, dass sie erst durch die Verschriftlichung Ihres Konzepts ihre Gründungsideen sortieren und einzelne Elemente des Plans miteinander abstimmen konnten. Insbesondere TeilzeitunternehmerInnen denken, dass dieser für sie nicht besonders wichtig ist. Aber gerade als TeilzeitunternehmerIn hat man meistens noch andere Verpflichtungen und muss sich und das eigene Vorhaben umso besser planen und strukturieren.

Die Verschriftlichung Ihrer Idee und die Kalkulation Ihrer Kosten und der geplanten Einnahmen sind also ein sehr wichtiger Schritt. In der Planung entwickeln Sie aus Ihrer Geschäftsidee ein Geschäftsmodell. Erst wenn Ihr Geschäftsmodell steht, können Sie eine Strategie planen und Ziele ableiten. Außerdem können Sie damit in einer Selbstevaluierung feststellen, ob Ihr Geschäftsmodell überhaupt Potenzial hat.

Tipp: Mit der Business Model Canvas (BMC) erarbeiten Sie schnell und strukturiert Ihr Business Model auf einer Seite.

 

Unterlagen-Tipps: Business Model Canvas, Muster Businessplan, Kalkulationstool
Kurs-Tipp: Der Businessplan – die Projektidee und der Finanzplan
Blog-Tipp: Fängt Ihr Business mit einer guten Idee an? – Die ersten 3 Schritte!

 

4) Verbringen Sie Zeit mit Aufgaben, die Sie wirklich weiterbringen

Kennen Sie den Spruch „Arbeite an und nicht in deinem Unternehmen“? An diesem Satz ist viel dran. Gerade TeilzeitunternehmerInnen laufen Gefahr, ihre wenige Zeit zu sehr mit operativen Tätigkeiten zu verplanen. Sie befinden sich dann schnell in einem Hamsterrad und vergessen auf die wesentlichen Aufgaben in der Selbstständigkeit, jene die Sie wirklich weiterbringen. Wenn Sie sich zu sehr mit Verwaltungs- und anderen operativen Tätigkeiten beschäftigen, verlieren Sie sich in Ihrem Tagesgeschäft und Sie haben keine Zeit mehr sich unternehmerisch weiterzuentwickeln. Zum Problem der begrenzten Zeit kommt dann auch noch das Problem der begrenzten Mittel, die in der Gründungsphase meist nur in geringem Ausmaß zur Verfügung stehen. Schließlich haben Sie weder MitarbeiterInnen, an die Sie Aufgaben delegieren können, noch ausreichend finanzielle Ausstattung, um alle Supporttätigkeiten auszulagern.

Finden Sie hier den Weg in der Mitte, der für Sie zeitlich und finanziell machbar ist. Sie können hierfür auch das Pareto-Prinzip heranziehen. Das Prinzip besagt, dass Sie 80% aller Aufgaben mit Ihrem persönlichen Zeiteinsatz von ca. 20 % erledigen können. Das bedeutet, dass damit 80 % aller Probleme gelöst sind. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse benötigen mit 80 % die meiste Zeit. Arbeiten Sie nach diesem Prinzip, so sollten Sie daher die 20% der Ergebnisse (langwierige Arbeit) soweit wie (finanziell) möglich auslagern.

Tipp: Erledigen Sie mit einem Zeitaufwand von 20% zu 80% Ihre Aufgaben. Die restlichen 20% der Ergebnisse lagern Sie besser aus.

 

5) Holen Sie sich professionelle Unterstützung

In der Gründungsphase stehen meist nur begrenzte (finanzielle) Mittel zur Verfügung. Dennoch gilt hier oft das Prinzip „wer billig kauft, kauft teuer“. Verzichten Sie z.B. auf professionelle Vertragsbedingungen und haben wichtige Bestimmungen ungeregelt gelassen, so könnten spätere Rechtsstreitigkeiten teuer zu stehen kommen. Oder vielleicht erstellen Sie sich Ihre Website selbst und stoßen als Laie schon bald an Ihre zeitlichen Grenzen. Sie verlieren hier wertvolle Zeit, die Sie lieber in Marketingaktivitäten und KundInnenakquise hätten investieren sollen. Das alles kostet Zeit, die Sie so effizient wie möglich nutzen sollten.

Tipp: Beauftragen Sie für Gründer spezialisierte Experten. Große Unternehmen/Agenturen sind meistens teuer.

 

6) Die Gründungsidee muss (Ihnen) ein Wachstum ermöglichen

Auch wenn Sie hier und heute Ihr Business „nur“ in Teilzeit aufbauen, vielleicht kommen Sie später doch zu dem Punkt, an dem Sie richtig durchstarten möchten. Vielleicht ändert sich auch Ihre Einkommenssituation und es wird notwendig, mehr Einnahmen aus Ihrer selbständigen Tätigkeit zu lukrieren.

Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre Geschäftsidee Wachstum ermöglicht. Solange Sie in Teilzeit arbeiten, kann Ihr Unternehmen mit mehr Arbeitszeit wachsen. Aber auch dem sind schnell Grenzen gesetzt. Deshalb ist es wichtig, dass Ihre Selbstständigkeit ein Mindestmaß an skalierbaren Anteilen enthält.

Tipp: Achten Sie darauf, dass Ihre Selbstständigkeit zumindest teilweise skalierbar ist.

 

7) Die Verkaufspreise und Honorare müssen hoch genug angesetzt werden

Meist ist für Teilzeitselbstständige der Verdienst daraus nur ein zusätzliches Goodie. Wenn Sie bspw. StudentIn oder Mutter sind, dann ist es derzeit wahrscheinlich nicht Ihr Plan, Ihr Gesamteinkommen zu 100% aus Selbstständigkeit zu decken.

Das sollte Sie allerdings auf keinen Fall dazu verleiten, Ihre Preise zu günstig zu kalkulieren. Denn das verärgert nicht nur Ihre MitbewerberInnen, sondern verbaut Ihnen auch den Weg, zu einem späteren Zeitpunkt von Ihren Einnahmen leben zu können und mehr. Außerdem dürfen Sie ohnehin nie vergessen, dass Ihnen von Ihrem Umsatz noch einiges an Kosten (z.B. SVA, Steuern, Betriebsausgaben etc.) abgezogen wird, bevor Sie vom Gewinn sprechen können, der Ihnen auch in der Tasche bleibt. Deshalb ist es auch als TeilzeitunternehmerIn besonders wichtig, von Anfang an realistische und marktübliche Preise zu kalkulieren.

Tipp: Legen Sie sich zirka die Hälfte vom Umsatz für (spätere) Zahlungen zurück!

 

8) Wenn möglich – Befreien Sie sich von der gewerblichen Pflichtversicherung

Wenn Sie woanders gesetzlich versichert sind, dann können Sie sich bei der Gründung eines Einzelunternehmens von der GSVG-Pflichtversicherung befreien lassen. Sie zahlen dann nur die monatliche Unfallversicherung – billiger wird’s wirklich nimmer.

Insbesondere wenn Sie bei den Eltern oder dem Partner mitversichert sind bzw. der Kinderbetreuung / Kindererziehung unterliegen, dann ist eine Befreiung möglich.

Sollten Sie noch in Anstellung sein und Ihre Selbstständigkeit nebenberuflich aufbauen wollen, auch dann haben Sie in der Sozialversicherung Vorteile. Sie haben hier nämlich keine Mindestbeitragsgrundlage, sondern zahlen Sozialversicherung nur aufgrund tatsächlich anfallender Gewinne.

Tipp: Beantragen Sie eine Befreiung der GSVG-Pflichtversicherung aufgrund zu geringer Einkünfte oder aufgrund von Kinderbetreuung / Erziehung und zahlen Sie nur die Unfallversicherung (2018: € 115,20 pro Jahr).

 

7. Februar 2018 – Sahra Schnekker, GRÜNDERPRAXIS

 

Video-Tipp: Haupt- oder nebenberufliche Selbstständigkeit

28. April 2018
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